Praxisbuch Streetfotografie von Pia Parolin / Siegfried Hansen
Dieses (Praxis)Buch wurde mir zur Platzierung beim clubinternen Wettbewerb „Bilder des Monats 2024“ überreicht. Damals hatte ich kurz überlegt, es zu tauschen, denn eigentlich fotografiere ich gerne Landschaften. Doch heute bin ich froh, dies nicht getan zu haben. Gespannt auf das Neue begann ich mit der Lektüre.
Streetfotografie bedeutet Fotografieren im öffentlichen Raum, spontan und ungestellt. Pia Parolin und Siegfried Hansen sind renommierte Streetfotografen, die in diesem Werk ihr Wissen und Erfahrungen unter anderen aus zahlreichen Vorträgen und Workshops weitergeben. Kameraeinstellungen sind untergeordnet, beide arbeiten gewöhnlich mit Halbautomatik.
Gute Aufnahmen entstehen zunächst in unseren Köpfen und das kann man erlernen, so wie man eine Fremdsprache erlernen kann, also wie eine alltägliche Szene zum kreativen Streetfoto werden kann.
In acht Modulen wird auf diese Aussage mit eindrucksvollen Aufnahmen hingearbeitet.
Kreative Bildgestaltung (Modul 1) gelingt durch harmonischen Bildaufbau, goldenen Schnitt, geometrische Formen, unerwartete Perspektiven sowie außergewöhnliche Architektur.
Die Frage „Farbe und/oder Schwarzweiß“ (Modul 2) sollte jeder für sich persönlich entscheiden, die Autoren präferieren die Fotografie in Farbe, um mehr Stimmung im Bild zu erzeugen. Durch das Zusammenspiel einzelner Farben lassen sich Aussage und Wirkung der Aufnahme besser unterstreichen, beispielsweise mittels Komplementärfarben.
Die Erläuterungen zur kreativen Lichtnutzung (Modul 3) unter Berücksichtigung unterschiedlicher Lichtsituationen und/oder Schatten sowie besonderer Kameraeinstellungen wie Unterbelichtung können ein Foto zu einem echten emotionalen Hingucker werden lassen.
Doch auch bei ungewöhnlichem Wetter (Modul 4) wie Regen, Nebel oder bedecktem Himmel lassen sich spannende Fotos machen.
Mit kreativen Ideen und unerwarteten Effekten (Modul 5) wie Silhouetten, Schatten, Spiegelungen, dem Zusammenspiel von Schärfe und Unschärfe, dynamischen Elementen oder farblichen Korrespondenzen wird der Leser in die Lage versetzt, seine Fotos auf ungewöhnliche Weise zu gestalten.
Zur Streetfotografie gehören nun mal auch Menschen (Modul 6), die durch Ausdruck und Verhalten zum zentralen Thema im Bild werden können. Sind sie Randfiguren oder stehen sie im Vordergrund? Wie soll man sie fotografieren? Im Gewusel, als Silhouette, in die Unschärfe legen, als isoliertes Portrait oder mitsamt ihrer Umgebung? Im Hinblick auf Menschen als Motiv und eventuellen Persönlichkeitsverletzungen gilt es abzuwägen, wie weit man gehen möchte.
Storytelling bezeichnet die Tatsache mit Streetfotos entsprechende Geschichten zu erzählen (Modul 7) indem man eine überzeugende Aussage überträgt, egal ob banal oder tiefgründig.
Im letzten Modul werden diverse fotografische Fertigkeiten, Fotoausrüstungen, Einstellungen und Verhaltensweisen beschrieben, um gelungene Fotos in der Streetfotografie zu machen.
Fazit: Kreative eindrucksvolle Streetfotografie ist harte Arbeit, welche Ausdauer und Geduld erfordert. Den beiden Autoren gelingt es eindrucksvoll, den Prozess von der Szene bis hin zur Aufnahme anhand atemberaubender außergewöhnlicher Aufnahmen zu erläutern. Anspruchsvoll ist ihre Herangehensweise, weil sie schon zu Beginn vor Augen haben, wie die endgültige Aufnahme letztendlich aussehen soll und alles Tun darauf ausgerichtet wird.
Besonders anzumerken ist der Miteinbezug des Lesers durch gegebene Tipps und/oder gestellte Aufgaben anhand derer der Lesestoff autodidaktisch in die Praxis umgesetzt und so die fotografische Weiterentwicklung unterstützt wird. Dieses (Praxis)Buch ist für Anfänger und Fortgeschrittene in Sachen Streetfotografie gleichermaßen geeignet, eben weil es sehr tiefschürfend ist, gerade für Anfänger. Aber wie immer im Leben: Übung macht den Meister!
Bestellen beim Verlag dpunkt: https://dpunkt.de/produkt/praxisbuch-streetfotografie/