Profiwissen Landschaftsfotografie von André Koschinowski
Als Vorsitzender eines Fotoclubs werde ich von fotografischen Einsteigern sehr oft auf eine gute Literatur zum Thema Landschaftsfotografie angesprochen. Das vorliegende Werk erhebt den Anspruch Profi Wissen zu vermitteln. Insofern war ich gespannt was mich hier erwarten würde und ob das Buch evtl. auch für den fotografischen Einsteiger interessant ist.
Schon beim Blick in das Inhaltsverzeichnis wird der Umfang des hier vermittelten Wissens klar. 555 Seiten gefüllt mit allem, was man als Rüstzeug in der Landschaftsfotografie benötigt. Hier erklärt sich auch der etwas höhere Preis des Buches, wiegt es doch durch die enorme Seitenzahl über 2 Kg. Die gebundene Herstellung, made in Germany, macht wie immer den hohen Qualitätsanspruch des Verlags deutlich.
Das Layout ist klar strukturiert. In fünf Hauptkapiteln werden die Spurensuche des Lichts, Komposition, Zeiten in der Landschaftsfotografie, handwerkliches Rüstzeug sowie benötigte Ausrüstung umfangreich erläutert. Das 2- spaltige Layout erhöht die Lesbarkeit des doch recht mächtigen Buches ungemein. Viele Grafiken und fantastische Beispielfotos unterstützen gut die jeweiligen Themen.
Die Arbeitsweisen von 7 Landschaftsfotografen werden auf jeweils 10 Seiten in Interviewform mit Beispielbildern in die Kapitel eingestreut. Das lockert die Lesbarkeit des Buches auf und gibt Einblicke in die verschiedenen Herangehensweisen der unterschiedlichen Fotografen/in.
Kommen wir nun konkret zum Inhalt. Bemerkenswert ist hier, dass die Technik erst im hinteren Teil des Buches besprochen wird. Der Autor wählt bewusst einen anderen Ansatz und versucht dem Leser zunächst das „Sehen“ zu lehren. Unter Einsatz einer Piktogramm Systematik unter den Beispielbildern geht er auch hier einen neuen Weg um den Leser beim Erfassen der wesentlichen Gestaltungsmerkmale zu unterstützen. Auf dem Beileger zum Buch sind diese Piktogramme übersichtlich nochmal erläutert. Ich finde auch das einen gelungenen Ansatz!
Etwas unpraktisch finde ich die Internetverweise, welche als Kurzlinks ausgeführt sind. QR-Codes wären hier die bessere Wahl gewesen.
Kapitel 1 beschäftigt sich mit der Spurensuche des Lichts. Besonders gut gefällt hier die sehr detaillierte Beschreibung einiger für diese Suche hilfreicher Apps, sowie die Beschreibung des Austauschs von Geo-Daten zwischen diesen Programmen. Auch der Einblick in das Thema Wetter (Nebel und Inversionswetterlage) ist sehr gelungen. umfangreich werden die Aufnahmesituationen von Nacht, blauer Stunde sowie Mondlicht besprochen. Hier haben mich auch die sehr detaillierten Beschreibungen mit vielen Bildern begeistert.
Der professionelle Ansatz setzt sich in Kapitel 2 fort, welches sich mit der Komposition beschäftigt. Hier werden alle Spielarten und Regeln im Umgang mit dem Aufbau eines guten Landschaftsfotos durchgesprochen. Mit Beispielfotos und Skizzen werden die Zusammenhänge sehr gut erläutert. Kleine Übungsaufgaben nach den einzelnen Abschnitten überprüfen das soeben erworbene Wissen. Besonders überzeugt haben mich in diesem Kapitel die Erläuterung der visuellen Grundformen. Es bleibt keine Regel unerwähnt und so mancher visueller Betrachtungstipp hat sogar so einen alten Fuchs wie mich überrascht. Insbesondere die Aufschlüsselung , wie wir ein Foto mit dem Blick unbewusst analysieren, hat mich begeistert. Auch das Thema „Farbe“ lässt keinen Zweifel aufkommen, dass der Autor sich mit allen Thematiken intensiv beschäftigt hat. Keine Frage bleibt offen, mehr noch, der fotografische Horizont wird um ein vielfaches erweitert.
Kapitel 3 widmet sich dem Thema des richtigen Umgangs mit der Belichtungszeit. Hier werden Entscheidungsfindungen für bestimmte Zeiten analysiert und begründet. Ein nicht zu vernachlässigender Punkt der guten Landschaftsfotografie. Wie schon in den beiden vorangegangenen Kapiteln wird das Thema sehr eingehend beleuchtet. Besonders gelungen finde ich hier die Thematik „Landschaft in Bewegung“.
Kapitel 4 und 5 widmen sich den Themen Technik und Ausrüstung. Sehr gut hat mir hier die Erläuterung der richtigen Belichtung gefallen. Diese ist so umfangreich, so dass sie durchaus auch für den fotografischen Anfänger geeignet sind um die fotografischen Zusammenhänge zu verstehen. Viele Grafiken verdeutlichen den Belichtungsprozess und die Wichtigkeit einer korrekten Belichtung.
Fazit: Das vorliegende Werk kann sicherlich als Kompendium verstanden werden, da es keinerlei Fragen offen lässt. Ich empfehle es daher sowohl dem Fortgeschrittenen als sehr gutes Nachschlagewerk, als auch dem fotografischen Einsteiger in das Thema Landschaftsfotografie.
Bestellen beim Verlag dpunkt: https://dpunkt.de/produkt/profiwissen-landschaftsfotografie/